Zur Schloßwache - Delitzsch
Zur Schloßwache
Zu aller erst sollte man vorsichtshalber angemeldet sein. Der eigentliche Gastraum fasst nur ca. 10 Tische. Für besondere Gelegenheiten scheint noch eine weitere Etage vorhanden zu sein. Außerdem gibt es einen Sitzbereich draußen, der aber scheinbar nicht immer genutzt wird.
Man versteht sich offenbar selbst als zwar deutsches Restaurant mit bürgerlicher Küche, aber doch eher mit gehobenen Ambitionen (ist auch an den Preisen zu merken). Für die ca. 10 Tische sind deshalb immerhin zwei Kellner vorhanden, die betont höflich auftreten.
Für alle von uns am Tisch habe ich neben dem Hauptgang zusätzlich eine Vorspeise mit bestellt. Meine Bitte, doch eine Menükarte auch nach der Bestellung am Tisch lassen zu können (weil wir uns vielleicht in Ruhe noch etwas zusätzlich aussuchen wollen) wurde mit der Begründung abgelehnt, dass der Gastraum voll belegt sei und man alle Karten brauche. So etwas ist mir bisher in noch keinem Restaurant passiert. Tatsächlich waren alle Tische belegt, allerdings nicht zu 100%. Wenn dann die Karten knapp werden, hat der Geschäftsführer wohl eher keine Lust, sich um dieses Problem zu kümmern, oder hält es nicht nötig, für ausreichend Karten zu sorgen.
Dann kamen die Vorspeisen, allerdings nur für die Hälfte von uns. Da die restlichen ja auch noch nachgeliefert werden könnten, erstmal nichts weiter dazu gesagt. Bis alles aufgegessen war, lies sich aber kein Kellner mehr blicken, so dass ich extra zum Tresen gehen musste. Dort habe ich dann Bescheid gesagt, dass die restlichen Vorspeisen jetzt auch nicht mehr geliefert werden brauchen, da wir lieber gleich zum Hauptgang kommen wollen. Daraufhin durfte ich mir dann anhören, dass wir auch keine mehr bekommen hätten, da genauso viele ausgeliefert wurden, wie bestellt wurden. Irgendwelche Zweifel, dass bei der Bestellung etwas schief gegangen sein könnte, gab es auf Seiten des Kellners an keiner Stelle, was mir von ihm auch genauso vermittelt wurde. Leicht verunsichert habe ich mich zurück zum Tisch begeben, und mich nochmal nach der von mir abgegebenen Bestellung erkundigt. Offenbar haben diese alle am Tisch anwesenden richtig gehört, außer dem Kellner.
Dann kam der Hauptgang. Das Essen war in allen Fällen überdurchschnittlich gut. Man konnte das Bestreben des Kochs erkennen, über das übliche Niveau der bürgerlichen Küche in Restaurants hinauszugehen.
An anderen Tischen hat der Kellner während des Hauptgangs nachgefragt, ob auch alles in Ordnung sei, wie das eben so üblich ist. Bei uns hat er das mal eben vergessen. An Arbeitsüberlastung kann es nicht gelegen haben, zu diesem Zeitpunkt war das Restaurant gerade noch zu 50% belegt.
Einige von uns wollten am Ende noch ein Dessert. Außerdem wurden nach zwei verbrauchten Flaschen Mineralwasser noch zwei weitere nachbestellt. Wenige Minuten nach der Bestellung kam der Kellner mit der Bemerkung zurück, das die eine Sorte Dessert aus sei und man aber „zum selben Preis“ etwas anderes bekommen könnte. Kein Problem.
Nachdem wir nach einiger Zeit mit allem fertig waren, habe ich den Kellner um die Rechnung gebeten. Außerdem habe ich ihm gesagt, dass er die zwei Flaschen Mineralwasser jetzt auch nicht mehr bringen braucht. Bezahlt, rausgegangen.
Draußen habe ich nochmal die Rechnung überflogen, und konnte es nicht glauben: Die beim gleichen Kellner nachbestellten, nicht gelieferten und dann abbestellten zwei Flaschen Mineralwasser waren trotzdem in der Rechnung gebucht. Auch wenn es der kleinste Posten auf der Rechnung war, hat es mir dann doch gereicht. Zurück ins Restaurant, reklamiert und daraufhin prompt, ganz schnell und geräuschlos die überbezahlte Summe zurückbekommen.
Dafür, dass man sich hier an leicht gehobenem Niveau versucht, waren es mir ein paar Zufälle, bei denen es eigentlich kaum akzeptabel daneben ging, zu viel. Kann ja sein, dass es bei anderen Gästen schon besser lief, aber für mich sind hier Anspruch und Wirklichkeit zu weit auseinander. WLAN für den Gast hat man auch nicht nötig. Die relativ gute Gesamtbewertung ist vor allem dem Koch zu verdanken.